Sonntag, 23. November 2008

Eins und Eins gibt 1900 Höhenmeter

Die Schneefälle der letzten Nacht waren zwar nicht so ergiebig wie erhofft, dafür stehen die Chancen auf Sonnenschein sehr gut. Flo, Tom und ich treffen uns wieder pünktlich um 8:00 Uhr in Hall. Ursprünglich hatten wir heute den Schartenkogel ins Auge gefasst, aber Flo überzeugt uns kurzfristig die etwas längere Anfahrt nach Seefeld in Kauf zu nehmen und den Härmelekopf im Skigebiet Rosshütte zu besteigen. Eine blendende Entscheidung, wie sich später heraustellte. Wir sind nicht die ersten am Liftparkplatz. Die Aufstiegsspur führt uns durch feinsten Pulverschnee. Die Temperaturen sind wärmer als gestern, aber immer noch zu kalt, um die herrliche Aussicht in Richtung Hohe Munde und Seefelder Plateau zu genießen. Egal, denn in unserem Fall überwiegt die Vorfreude auf die bevorstehende Abfahrt. Vor uns liegen unverspurte Pulverhänge. Sanft zeichnen wir unsere ersten Schwünge ins Gelände. Eine Überdosis Gefühl Glückseligkeit macht sich breit. Viel zu schnell gleiten wir die knapp 850 Höhenmeter hinab. Der Parkplatz ist mittlerweile gut belegt, man möchte meinen, der Lift habe soeben seine Pforten geöffnet. Schnell verstauen wir unsere Sachen im Auto, und schwärmen von den grandiosen Verhältnissen. Ein Blick in unsere feucht glänzenden Augen genügt, und schnell wird klar, das wir für Heute noch nicht genug haben. Auf dem Weg zurück nach Hall, telefoniere ich mit Susanne und überrede sie zu einer weiteren Skitour ins Halltal. Wenig später haften die Felle wieder an den Skiern. Den Weg hinauf zu St. Magdalena teilen wir mit zahlreichen Rodlern. Soweit ich mich erinnern kann, war die Rodelpiste selten in einem so guten Zustand. Unsere Motivation kennt keine Grenzen, aus diesem Grund setzen wir unseren Aufstieg über den unversputen Hirschbadsteig fort. Flo äußert die glorreiche Idee, es auf der rechten Seite des Baches zu versuchen, doch allein die Überquerung verlangt einiges an Technik. Nun geht es aber erst richtig zur Sache. Wir kämpfen uns durch dichtes Gestrüpp, der feine Pulverschnee purzelt auf unsere Köpfe. Unentwegt fädeln wir mit unseren Skispitzen ein, einige Latschen müssen wir akrobatisch übersteigen, wobei wir immer wieder abrutschen. Die ganze Tour entwickelt sich allmählich zur Tortur. Die Hänge werden steiler, das Spuren im Tiefschnee mühsamer, und die Vegetation immer dichter. Langsam aber sicher verlassen uns unsere Kräfte. Wen wunderts, nach knapp 1600 Höhenmeter ohne einen Bissen zu essen. Gierig teilen wir uns eine Banane und einen Müsliriegel. An der Schlüsselstelle beschließen Susanne, Tom und ich ein Stück mit den Fellen abzufahren. Flo hingegen fellt ab und fährt im "Jugo"schuß in das schmale Tal, welches uns weiter auf den Issboden führen soll. Ein fataler Fehler, denn die Temperaturen sind kalt und das Fell ist noch nass von der Bachüberquerung, sodass das gute Schafhaar nicht mehr kleben will. Während Tom Flo zur Hilfe eilt, spure ich weiter bis auf das Issjöchl. Mittlerweile sind mehr als 3 Stunden vergangen. Tom montiert Flo's Skier auf seinem Rucksack, so fällt ihm das Stapfen durch den tiefen und schweren Schnee etwas leichter. Erschöpft kommen beide am Issjöchl an. Oben treffen wir auf einen einzelnen Skitourengeher, der sich leider Gottes an unserer Auftsiegsspur orientiert hat. Betroffen meint er "das kann doch unmöglich der Normalweg hier rauf sein, oder?" Ich bestätige seine Vermutung und denke mir, armer Kerl. 1900 Höhenmeter später wollen wir nur noch Essen und uns in der warmen Stube des Knappenhäusl aufwärmen. Doch schon nach wenigen Abfahrtsmetern folgt der nächste Rückschlag. Flo's Bindung ist vereist und will nicht zugehen. Low Tech steht eben doch für Low Technologie. Ich hingegen schlage einen Purzelbaum, nachdem meine beiden Skier unerwartet auslösen. Somit steht es 1:1 im Kampf zwischen Fritschi und Low Tech. Endlich haben wir es geschafft. Ausgefroren, müde und hungrig zwängen wir uns die umgebaute Kapelle bei den Herrenhäuser. Zu unserer Überraschung treffen wir dort auf Paul und Freunde, die mit der Rodel über den Normalweg aufgestiegen sind. Speckknödel, Kaspressknödel, Suppe und Kraut helfen uns den bestehenden Unterzucker zu besiegen. Wir brechen auf bevor es dunkel wird. Die Rodelbahn ist inzwischen pickelhart, um so rasanter gestaltet sich die Abfahrt über das Bettelwurfeck. Und so geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. Mal sehen, ob Susanne noch einmal den verwegenen Auftsiegsspuren der Mountain Maniacs folgen wird. Ich bewundere auf alle Fälle ihren Mut und ihr Vertrauen. Hier die Daten der beiden Schandtaten: Härmelekopf, 850 HM, Aufstieg und Abfahrt in insgesamt 1:48 Stunden mit Fotopausen, Issjöchl über den Hirschbadsteig 1000 HM retour über die Rodelbahn in insgesamt 5:02 Stunden inkl. Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme im Knappenhäusl. Weitere Bilder findet ihr wie immer auf Picasa.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ok, es steht 1:1 :)

mal schauen wie lange des die fritschi noch durchhaltet. ich werd dasein, wenn sie aufgibt!