Samstag, 27. September 2008

Skitour ohne Skier - Etappe 1

Susanne und Marion planen seit mehreren Wochen eine 2 Tagestour in den Tiroler Bergen. Die Ötztaler mit ihren 3000ern liegen dabei hoch im Kurs, doch die Schneeverhältnisse und die Wetterkapriolen der letzen Wochen machen dieses Unternehmen zu gefährlich. So einigen wir uns auf die Besteigung des Hohen Riffler in den Zillertalen Alpen inklusive Hüttenübernachtung. Aber auch dieses Projekt ist zum scheitern verurteilt, nachdem die meisten Hütten bereits geschlossen sind. Nach langem hin und her steht unser Ziel dann endlich fest. Ausgangspunkt unserer Tour ist der Ortsteil Kasern (1600 m) im hintersten Schmirntal. Als wir aus dem Auto austeigen, weht uns ein frischer Wind um die Ohren. Die Gipfel um uns herum sind mit einer dicken weißen Schneeschicht überzogen. Unser Weg führt uns zunächst über das idyllische Kluppental und später steil hinauf auf den Grat zwischen Naviser Kreuzjöchl und Griffjoch. Nach ca. 300 HM erreichen wir die Schneegrenze. Anfangs sind es nur etwa 10-15 cm. Darauf waren wir vorbereitet. Oben angekommen genießen wir die überragenden Aussicht. Im Süden präsentieren sich Olperer und der kleine Kaserer von ihrer schönsten Seite, und im Norden blicken wir hinab auf die Obere Knappenkuchl. Mit so viel Schnee haben wir allerdings nicht gerechnet. Erste Zweifel kommen auf. Schaffen wir es bei diesen Verhältnissen Gipfel und Nachtquartier zu erreichen? Ich beginne im knöchelhohen Schnee zu spuren. Der Grat sieht spektakulär aus, weist jedoch keine besondere Schwierigkeiten auf. Die Wegmarkierungen sind noch gut erkennen. Unser Glück, denn das Kartenmaterial liegt wie so oft brav zu Hause im Regal. Nach einiger Zeit erreichen wir den Staffelsee, der von einer dünnen Eisschicht überzogen ist. Die Verhältnisse werden immer winterlicher. Im knietiefen Schnee spure ich einen direkten Weg hinauf zum Joch. Mittlerweile ähnelt die Tour eher einer Skitour ohne Skier bzw. einer kleinen Expedition. Unerbärmlich schlage ich Stufe um Stufe in den Schnee, wobei sich die Mädels bald über meine zu große Schrittweite beklagen. Meine Hose ist bis zu den Unterschenkeln steif gefroren, die Füße sind glücklicherweise noch warm. Am Grat befinden sich stattliche Wechten, die mich bis zu den Hüften einsinken lassen. Mein Blick fällt zu allererst auf den Gipfel des Lizumer Reckner (2886 m). Die Felsformationen sehen sehr verlockend aus, und so wühle ich mich vor, und kraxle einige Meter ausgesetzt nach oben. Susanne und Marion sind mittlerweile auf dem Joch angelangt, und ich geselle mich wieder zu ihnen. In südlicher Richtung sind es nur noch wenige Meter hinauf zum Gipfel des Geier (2857 m). Auf dem Weg dorthin taucht plötzlich eine Gestalt aus dem Nebel auf, und stapft uns entgegen. Wie sich herausstellt handelt es sich um Klaus, einem Bergretter aus Matrei am Brenner, der eine andere Route auf den Geier gewählt hat und nun auf dem Weg zum Reckner ist. Meine Chance, denn Klaus kennt die Schwierigkeiten des letzten Teilstückes. Gemeinsam klettern wir ohne Rucksack und Stöcke hinauf zum Gipfelaufbau, während sich die Damen eine Pause auf dem Geier bei Sonnenschein und Hochnebel gönnen. Klettertechnisch ist der Reckner keine große Sache, auch wenn dann und wann ein zusätzlicher Haken ganz fein wäre. Die winterlichen Verhältnisse sind allerdings nicht zu unterschätzen. Ein Fehltritt auf Schnee und dünnem Eis hätte einen bösen Absturz zur Folge. Nach meinem kurzen Ausflug stapfe ich zurück auf den Geier. Susanne, Marion und ich steigen über die Skitourenroute hinab, während sich Klaus einen Weg durch die Felsen bahnt. Wir haben dasselbe Ziel, unser Nachtquartier die Lizumer Hütte auf 2019 m. Weiter unten kreuzen sich unsere Spuren. Es ist mittlerweile 16:30 Uhr und die Füße sind nass. Langsam aber sicher verschwindet die Sonne hinter den Gipfeln und es wird kalt. Endlich sind wir an der Hütte angelangt. Schnell entledigen wir uns der nassen Sachen und verstauen diese im Trockenraum. Die neu renovierte Hütte bietet neben den herkömmlichen Lagern auch gemütliche Zimmer und jeden anderen erdenklichen Komfort. Auch die Küche kann sich sehen lassen. Die Nudelportionen sind kaum zu bewältigen. Und so lassen wir den anstrengenden Tag gemütlich ausklingen. Mit dabei sind auch Klaus und seine Bergrettungskameraden, die sich für einen zünftigen Hüttenabend eingefunden haben. Hier die Daten der ersten Etappe: ca. 11 km und 1405 HM im Aufstieg, 1020 HM im Abstieg in 7:00 Stunden inkl. Pausen

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