Samstag, 13. September 2008

Bettelwurflauf - Tirols schwerster Berglauf

Bettelwurflauf 2008, endlich hat das Warten ein Ende. Die Anspannung war in den letzten Tagen sehr groß. Soll ich in der Allgemeinen oder doch lieber in der Hobbyklasse starten? Werde ich es überhaupts schaffen? Kann ich mir die Kräfte bis zum Ziel einteilen? Was tun, wenn das Wetter verrückt spielt? Schließlich hat sich ein Wettersturz angekündigt, und der soll einen Kälteeinbruch mit Schneefall bis auf 1500 m mit sich bringen. Viele Gedanken kreisen in meinem Kopf und verfolgen mich zum Teil bis in den Schlaf. Es ist 7:30 Uhr, mein Mobiltelefon weckt mich mit sanften Klängen. Mein Blick wandert aus dem Fenster. Noch ist weit und breit kein Schnee zu sehen. Die Berge sind hinter einem dichten Wolkenschleier verborgen. Mein Bauch darf entscheiden, ob er sich heute der großen Herausforderung stellen möchte oder nicht. 7:45 Uhr. Die Entscheidung ist gefallen. Ich packe meine Sachen, checke nochmal die Ausrüstung und frühstück noch ein kleines Nutellabrot. Ich mache mich mit dem Auto auf den Weg ins Halltal. Am Eingang werde ich kurzer Hand von den Leuten der Bergwacht ins Visier genommen, das Bergrettungsschild leistet aber wieder mal gute Dienste. Ich melde mich für die Hobbyklasse an und fahre weiter bis zum Bettelwurfeck. Das Wetter ist feucht und neblig. Nach und nach treffen meine MitstreiterInnen ein. Insgesamt sind wir 6 TeilnehmerInnen am "Kinderstart", wie wir ihn liebevoll betiteln. Die Streber unter uns laufen sich bereits warm. In der Zwischenzeit passieren die ersten Damen und Senioren der allgemeinen Klassen das Bettelwurfeck. Ich blicke in die zum Teil ausgezehrten und schmerzverzagten Gesichter. 9:30 Uhr es geht los. Rudi Nagiller vom Sportverein Aldrans macht das Tempo. Die restliche Gruppe hängt sich hinten dran. Im schnellen Schritt geht es über die Schotterreißen. Nebelschwaden ziehen an uns vorbei. Der Atem wird schwerer, ansonsten ist es schaurig still. Nach 16 Minuten verlassen wir das Geröll und wechseln in die Felspassage. Das Tempo wird höher und ich lasse mich zurückfallen. Das Risiko, am nassen Fels auszurutschen  bzw. nach 300 HM meine Kraftreserven aufzubrauchen, scheint mir doch zu groß. Meine Ober- und Unterschenkelmuskulatur ist bis zum Zerreißen angespannt. Ich ziehe mich an den Stahlseilen nach oben, greife nach Wurzelstöcken und wühle mich an manchen Passagen auf allen Vieren nach oben. Noch geht es mir gut, und ich kann mein Tempo halten. Ich überhole die ersten Läuferinnen der allgemeinen Klassen. Manchen sind die Strapazen deutlich ins Gesicht geschrieben. Nach 40 Minuten bin ich am Juchezer, angelangt. Endlich ein Schluck Wasser an der Labestation. Nun ist es nicht mehr weit. Zwischenzeitlich laufe ich wieder ein paar Schritte. 10 Minuten vor dem Ziel tauchen die ersten Eliteläufer aus dem Nebel hinter mir auf. Allen voran Richard Oberdorfer. Ich lasse ihm gerne den Vortritt. Sein Laufstil ist unvergleichlich. In gebückter Haltung, die Hände beinahe den Boden berührend, zieht er an mir vorbei. Kurz vor dem Ziel überholen mich dann auch noch meine Teamkollegen Alex und Flo. Der Berg versinkt förmlich im Nebel und von der Hütte ist leider weit und breit nichts zu sehen. Von Ferne höre ich die Stimme über den Lautsprecher "Startnummer...im Ziel mit einer Zeit von ....". Plötzlich stehe ich selbst im Ziel und jemand drückt mir einen Becher warmen Tee in die Hand. Flo und Alex gratulieren mir. Es ist vollbracht, ich habe es geschafft. Mit einer Zeit von 1:02 Stunden habe ich meinen persönliche Bestleistung um satte 7 Minuten verbessert. Noch nie war die Endorphinausschüttung so groß. Nun geht alles ganz schnell. Startnummer zurückgeben, Finisherpaket abholen, umziehen, Nudeln essen, Bier trinken und dann gehts schon wieder ab nach unten, denn der Marathon fängt jetzt erst richtig an. Nach 45 Minuten bin ich wieder am Parkplatz. Zu Hause angekommen freue ich mich über eine heiße Dusche bevor ich mich mit Sack und Pack zu einem Auftritt nach München aufmache. Nach 7 Stunden ist die Show vorbei und mittlerweile brennen nicht nur die Füße, sondern auch die Finger vom Gitarrespielen. So sind heute wieder mal alle Muskeln beansprucht und trainiert worden. Um 3:45 Uhr liege ich endlich im Bett tz, tz, tzt, tz... Bilder vom Bettelwurflauf folgen in Kürze. Erste Ergebnisse und Eindrücke findet ihr exklusiv auf der Mountain Maniac Seite. Viel Spaß...

Hier die Daten: 1000 HM 3,75 km in 1:02 Stunden

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